Elfsteden Roeimarathon 2016

Die Bullen berichten

Oder wie einige auch sagen würden: Die völlig Bekloppten. Durchaus zu Recht, denn wir wollten zu dritt, 24h im Boot verbringend, 208 km zurücklegen.

Wir starteten als Nummer 78 von 81. Gefolgt von drei 12er-Teams war uns bereits vor dem Start klar, dass das Rennen für uns vermutlich ziemlich einsam wird. Kurz nach dem Start wurden wir auch sofort überholt, dann Stille. Auf dem Weg nach Dokkum gab es zahlreiche Zuschauer, die uns motivieren wollten, schneller zu fahren. Auf dieser Strecke haben wir uns nichts mehr gewüscht, als eine Fahne, die deutlich machte, dass wir nicht die langsamstesten Idioten seien, sondern dass wir zu dritt 208 km überstehen wollten und deshalb nicht auf Vollgas fahren konnten.

Kurz vor Dokkum wurde es kurzzeitig doch noch einmal aufregend: Alle Boote kamen uns entgegen. Unsere anderen drei Boote begrüßten uns lautstark, wir antworteten, dann waren sie auch schon wieder verschwunden.

Stempel in Dokkum abgeholt, schnell weiter: Kurz vor uns waren zwei Boote, die könnten wir doch überholen. Durch geschicktes Schneiden einer Kurve waren wir schon vor dem einen Boot, dem zweiten auf der Spur. Mitten in der Verfolgungsjagd schrien Passanten – das Vorderboot fuhr falsch, es ging um die Kurve. Wir haben die Kurve gerade so genommen, das andere Boot musste aufstoppen und wenden. Wir sollten dieses Boot aber nicht zum letzten Mal gesehen haben…

… um genauer zu sein, haben wir es noch 5 Mal überholt und wurden überholt. Kaum gab es einen Abzweig, bog das andere Boot falsch ab. Mit unserem Richtigfahren hatten wir sie wieder überholt, auf gerader Strecke hingegen waren sie schneller als wir. Nach dem fünften Falschfahren aber mussten wir sie ziehen lassen. Die restliche Nacht verlief erstaunlich gut. Hin und wieder trat beim Steuermann Sekundenschlaf ein, sonst lief das Boot ruhig und schnell, wir würden 21h Gesamtzeit mit diesem Schnitt gut erreichen.

Als wir das Slotermeer erreichten, ging die Sonne auf. Einerseits war der Sonnenaufgang schön anzusehen, andererseits fürchteten wir die damit kommende Hitze. Aus Sloten kommend merkte man die Hitze dann deutlich. „Berlin“ wurde langsamer, wir machten öfter dringend notwendige Trinkpausen und waren letzendlich so langsam, dass uns das zuerst überholte Boot aus Dokkum wieder einholte. Wieder hinten.

Auf den Kanälen, auf denen wir nun fuhren, war es windstill und die Sonne brannte erbarmungslos. Keine Stempelstelle, keine Action, nur stilles Leiden im Boot. Kurz vor Hindeloopen verfuhren wir uns dann. Ich war schon soweit durchgebraten, dass ich einfach immer geradeaus fuhr und den Abzweig gar nicht bemerkte. Aufgestoppt, Rückwärtsgang. In Hindeloopen war die erste Stempelstelle, bei der man schon gar nicht mehr mit uns rechnete. Erst geschockt, dann aber doch begeistert, dass wir noch führen, wurden wir empfangen. Dies war auch die Reaktion an allen folgenden Stempelstellen.

Es passierte absolut nichts bis zu einer flachen Brücke in Franeker. Gerade aus dem Liegen hochgekommen, wurde mir schwarz vor Augen. Auch eine Pause half nicht. Damit stand mein Entschluss fest, dass ich an der Stempelstelle aus dem Boot steigen würde. Julian und Torben wollten die Sache aber zu Ende bringen und notfalls die letzten 28km unterbesetzt fahren. Auf dem restlichen Stück zog ich dann noch alles, was ging, bevor mich meine Mitstreiter aus dem Boot zogen und in den Schatten verfrachteten. Was aber jetzt? Berit, eine von unseren zwei Landdiensten, ersetzte mich kurzerhand. Sie war im letzten Sommer schon ein wenig gerudert, diese Erfahrung musste jetzt reichen.

Ich weiß dann nur noch, dass ich nach Leeuwarden gefahren wurde, zum Zeltplatz ging, im Zelt auf die Matratze fiel und einschlief. Die anderen drei zogen währenddessen „Berlin“ ins Ziel, nach 25h und 14 Min war die Fahrt vollbracht. Die 20 Leute, die noch beim Ziel standen, empfingen das Boot mit Jubel, sogar unsere Karte wurde noch abgestempelt. Das Essen wurde noch einmal aufgewärmt, man überreichte den Ankommenden Blumen und Marzipantorte.


Fazit: Diese Tour zu machen ist völlig bekloppt. Das Gefühl im Ziel laut meinen Mitstreitern dafür umso besser. Einerseits bereue ich es, nach 180 km ausgestiegen zu sein, andererseits bin ich mir sicher, wirklich alles gegeben zu haben: Bei dieser Hitze war einfach nicht mehr zu machen.

Last but not least möchten wir drei „Bad Schwartauer“ uns noch einmal herzlich bei den „Harburger“ Mannschaften bedanken, die uns mit Transport und Zeltlager incl. Versorgung bestmöglich unterstützt und den Rücken frei gehalten haben! Des Weiteren danken wir Elke und Berit für die großartige Unterstützung, dass sie ein freies Wochenende geopfert haben, uns die gesamte Nacht und den folgenden Tag mit dem Auto zu verfolgen und zu versorgen!

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