07.08. – 12.06.2016
Sonntag früh ging es mit „Mecklenburg“ im Gepäck los. Zu früh, denn Fabian, Nico und Sabrina verschliefen einen Großteil der leeren Bundesstraßen und Autobahnen, während sich Julian und Torben mit dem Fahren abwechselten. Ziel: Schönebeck bei Magdeburg.
Abgeladen, ausgeladen, eingesetzt, eingepackt. Halt, letzteres nicht. Diese Gepäckmenge ist doch unmöglich im Boot zu verstauen! Hier was raus, das was rein – Julian hat letztendlich doch alles verstaut bekommen. Mit diesem Wissen konnte Torben beruhigt das Auto nach Hause zurückbringen, während der Rest die erste Etappe unterbesetzt antrat: Ruhiges Wasser, Strömung und Hitze – letztere forderte einige Pausen mehr als üblich. Trotzdem kamen wir gut voran. Highlight der heutigen Fahrt war ein Drachenboot, das schneller als wir fuhr, sowas kennt man aus Lübeck gar nicht. Sonst gab es viel Landschaft und in der Hitze schmorende Menschen zu bestaunen.
Erstes Tagesziel: Der Paddelverein in Rogätz. Es begrüßten uns einige Kinder, die ganz verwundert über unser großes Boot waren: „Da passen ja vier Leute gleichzeitig rein und jeder hat sogar zwei Paddel! Seid ihr deshalb so schnell?“ Kaum ausgestiegen stolperte man auch schon über die ersten Kajaks und Paddel. Auch auf der Zeltwiese herrschte reges Treiben: Überall liefen Kinder umher, es lagen noch mehr Kajaks und Paddel verstreut und mittendrin einige Zelte. Wie sich herausstellte, waren wir nicht die einzigen Gäste. Ein befreundeter Kanuclub verantstaltete während unseres Aufenthaltes ein Trainingslager.
Nach dem Abendessen hieß es „Warten auf Torben“, der per Bahn kommen sollte. Wir vier erkundeten in der verbleibenden Zeit Rogätz. Eine ältere Dame, die Torben beim Aussteigen aus dem Zug ansprach, fasste die Größe und Wichtigkeit von Rogätz durchaus schön zusammen: „Wollten Sie wirklich hier aussteigen?“
- Tag: Es wurde richtig warm und uns stand die längste Etappe von 77km bevor, allerdings mit voll besetztem Boot. Außer durchgebraten zu werden, passierte auf der Strecke nicht viel. Kurz vor unserem Ziel Havelberg mussten wir durch eine Schleuse. Als uns ein Segler, den wir am Wartesteg der Schleuse trafen, erzählte, dass die Schleuse defekt sei, wurden wir erst einmal in Panik versetzt. Jedoch sollte es möglich sein, in etwa 2h zu schleusen. Bis dahin: Kekspause!
Auch am nächsten Tag hatten es die Schleusenwärter nicht eilig. Zwei Mal riefen wir an, beide Male hieß es „gleich“ – wir warteten eine Stunde, bis es soweit war. Auf nach Lenzen! Anders als am Vortag war es heute regnerisch und wir hatten Gegenwind (der uns bis zum Elbe-Lübeck-Kanal begleitete). Viel Wind, der gegen die Strömung weht, gibt hohe Welle, so auch jetzt. Gut, dass wir die Bugabdeckung dabei hatten. Mitten im Wellenchaos versuchte Julian die Kontaktaufnahme per Telefon nach Lenzen. Wegen des Windes kamen auf beiden Seiten nur Gesprächsfetzen an. Soweit Julian verstehen konnte, sollten wir nicht warten, sondern schon einmal unsere Zelte aufbauen. Naja, wird schon irgendwie passen.
In Lenzen erwartete uns ein hoher Schwimmsteg. Das Gepäckausladen und Festmachen von „Mecklenburg“ wurde zur Akrobatik. Julian und Torben konnten ihre Bootsturnfähigkeiten präsentieren, während die anderen das Gepäck auf dem Steg entgegennahmen. Als wir den Steg verlassen wollten, um die Zelte aufzubauen: Tür zu. Eine andere Möglichkeit, den Steg zu verlassen, gab es nicht (außer schwimmend).
Da kommt wer! Eine Familie mit Hund, mal ansprechen: „Haben wir telefoniert? Oder können sie uns rauslassen?“ Die patzige Antwort: „Ich muss hier gar nichts!“ Währenddessen pinkelte der Hund auf unser Gepäck. Mehr als ein lautes „Scheißvieh!“ und ein zynisches „Danke für die Hilfe!“ hatten wir für diese Leute nicht übrig. Also nochmal angerufen: Gleich, in 30 Minuten, würde jemand vorbeikommen. Also mal wieder warten. Fazit zu Lenzen: Nicht nur aufgrund des Steges und unseren Erlebnissen ist Lenzen als Übernachtungsort nicht zu empfehlen. Auch der Zeltplatz lies leider stark zu wünschen übrig.
Am nächsten Zwischenziel, in Bleckede, sollte hingegen alles anders werden. Zwar war auch in diesem Hafen das Festmachen schwierig, letzendlich war „Mecklenburg“ aber so gut fest gemacht wie noch nie. Das sauberste Bad der ganzen Tour, ein guter Zeltplatz, sogar überdachte Sitzplätze gab es für uns. Wir sind uns einig: Der beste Campingplatz der Tour war Bleckede. Außerdem konnten wir endlich die Ruderergebnisse bei den Olympischen Spielen angucken, denn die letzten Tage hatten wir leider weder Empfang noch Zeit gehabt.
Am nächsten Tag ging es auf den Elbe-Lübeck-Kanal. Für heute standen zwei der insgesamt sieben Schleusen auf dem Programm. An der ersten Schleuse mussten wir relativ lange im Regen warten.
Kaum auf dem Kanal war wenigstens der uns ständig begleitende Gegenwind verschwunden. Nass von oben war es trotzdem. Die Fahrt war so interessant, wie es Kanalfahrten eben so sein können: Das Spannenste waren Überlandstromleitungen. Bei Kanalkilometer 39 sollte der Campingplatz sein. Die paar 100m bis dahin könnte man ja sprinten. Letzendlich waren es 2km, die wir im E-Vierer „sprinteten“, denn „da vorne ist es ja gleich“ -„oh, doch nicht, aber da gleich“. Wir suchten eine kleine Ausfahrt vom Kanal, jede Lücke im Gebüsch wurde als vermeintliche Ausfahrt eingestuft. Endlich hatten wir die richtige Ausfahrt gefunden, den Campingplatz zu finden, war aber noch eine ganz andere Herausforderung. Vor uns tat sich eine Seenlandschaft mit vielen kleinen Inseln und noch mehr Schildern auf. Wo wollten wir denn hin? Zum Campingplatz konnte man links und rechts abbiegen, Hafen geradeaus. Kurze Beratung, einmal verfahren, dann doch angekommen.
Wir wurden freudig begrüßt, insgesamt waren die Leute auf dem Campingplatz sehr nett zu uns. Wir bekamen einen kleinen Platz mit verlassenem Wohnwagen und befestigtem Vorzelt zugewiesen. Das Vorzelt könnten wir mitbenutzen. Da es zum ersten Mal so stark regnete, dass die Zelte nicht trocken auf- oder abzubauen waren, schliefen wir kurzerhand einfach im Vorzelt.
Letzter Tag, fünf Schleusen lagen noch vor uns. Zunächst kamen wir in Mölln vorbei. Als der Steuermann „Ich sehe zwei Skiffs“ meldete, wurde ihm zunächst nicht geglaubt. Aber tatsächlich: Diverse Skiffs, Zweier und Vierer begegneten uns.
An der ersten anstehenden Schleuse trafen wir auf drei Motorboote. Vor ihnen in die Schleuse rein und mit einem Rennstart aus der Schleuse raus – offenbar waren wir noch nicht ausgelastet. Richtgeschwindigkeit für Motorboote ist auf dem Kanal 10km/h – wir locker vorne weg. An der nächsten Schleuse das gleiche Spiel. Kurz vor Ende des Kanals winkten auf einmal zwei Radfahrer und machten Fotos von uns. Moment, die kennen wir doch! Es waren Julians und Fabians Vater und jüngerer Bruder, die uns mit dem Rad entgegengekommen waren.
Bis nach Lübeck fuhren sie – soweit möglich – parallel zu uns. Heimisches Gewässer! Noch eine halbe Lachswehrtour (=8km), dann waren wir auch schon am heimischen Steg. Blieb noch putzen, Sachen sortieren und aufräumen. Aber auch das war schnell geschafft.
Krönender Abschluss der Fahrt: Julians und Fabians Vater lud uns alle zum Essen ein.
Bleibt noch das Dankesagen. Drei Dankes gehen an:
– Restaurant und Konditorei B. Thiessen
– Taxiunternehmen und Autoverleih H.-J. Thiessen
– Chauffeur und Taxiunternehmen W. Neundorf und ein Extra-Danke für die Einladung zum abschließenden Essen.
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